Die ‘Freirechtler’ als Intellektuellengruppe betrachtet

Autor/innen

  • Clemens Boehncke

Schlagworte:

Free law, free law movement, legal history, history of sociology, sociology of intellectuals, group sociology

Abstract

Die sogenannten ‚Freirechtler‘ spielen eine entscheidende Rolle während des Aufeinandertreffens von Soziologie und Jurisprudenz Anfang des 20. Jahrhunderts. Im Beitrag wird gezeigt, dass sich hier charakteristische Strukturmerkmale einer Intellektuellengruppe finden lassen, wie sie idealtypisch von Jürgen Frese und Wolfgang Eßbach entworfen wurde. Konzentriert wird sich hierbei auf den überindividuellen Zusammenhang zwischen Hermann Kantorowicz, Gustav Radbruch, Theodor Sternberg, Ernst Fuchs und Eugen Ehrlich in den Jahren zwischen 1903 und 1914. Zunächst werden die sozialen Wandlungsprozesse insbesondere innerhalb von Rechtsleben und Rechtswissenschaft um 1900 geschildert, die den ‚Nährboden‘ dieser Art von (Intellektuellen-)Gruppenbildung darstellten. Daran anschließend werden drei typische innere Merkmale geschildert: Man argumentierte aus einer (verschiedentlich bedingten) marginalisierten Position innerhalb der Rechtswissenschaft heraus; man bediente sich zur Selbstinszenierung einer Grammatik, mit der man sich selbst in den Zusammenhang mit der häretischen Linie des Christentums stellte; man hatte durch ein gemeinsames Treffen in Heidelberg im Jahr 1910 als Gruppe ein ‚Pfingsterlebnis‘. Zugleich scheiterten alle Versuche, den Gruppenzusammenhang zu institutionalisieren.

 

Autor/innen-Biografie

Clemens Boehncke

clemens.boehncke@his-online.de

Veröffentlicht

26.05.2023