Hermann Kantorowicz´ Vortrag auf dem ersten Soziologentag 1910

Autor/innen

  • Hans-Peter Haferkamp

Schlagworte:

Hermann Kantorowicz, First Conference of Sociologists, , jurisprudence and legal sociology, Neo-Kantianism

Abstract

Als eine Art Entsandter der Freirechtsbewegung und Vertreter der Jurisprudenz sprach Hermann Kantorowicz auf Einladung von Max Weber vor dem Ersten Soziologentag 1910 in Frankfurt a. M. Sein Vortrag war in mehreren Perspektiven bedeutsam. Zunächst musste Kantorowicz seine Thesen aus dem berühmten „Kampf um die Rechtswissenschaft“ von 1906 präzisieren, um zu einer klaren Bestimmung des Verhältnisses zwischen Rechtswissenschaft und Soziologie zu gelangen. Dies führte zu klaren Abgrenzungen zu anderen „Freirechtlern“, insbesondere zu Eugen Ehrlich und den in Frankfurt anwesenden Ernst Fuchs und Hans Wüstendörfer. Viel deutlicher arbeitete er auch die Grundlagen einer Methodologie der Rechtswissenschaft heraus, wofür er sich erstmals zu Heinrich Rickert bekannte. Schließlich wurde schon in Frankfurt deutlich, dass sich die Annäherung an die Empirie für Kantorowicz als Durchgangsstadium erweisen würde, da bereits hier die drängende Problematik einer Wertphilosophie durchschimmerte, die ihn in späteren Jahren immer stärker interessieren sollte. Obwohl der Vortrag bei Max Weber große Zustimmung fand, löste die Diskussion große Kontroversen aus, die mit zur baldigen Krise der Deutschen Gesellschaft für Soziologie beitrugen.  

Autor/innen-Biografie

Hans-Peter Haferkamp

Veröffentlicht

26.05.2023