Das Dilemma des Gnaeus Flavius

Diskurse über Rechtswissenschaft und Soziologie um 1910

Autor/innen

  • Rüdiger Lautmann

Schlagworte:

Free Law movement, sociological jurisprudence, legal realism, methodology of legal science, early sociologists

Abstract

Der Artikel behandelt in drei Teilen die Diskurse, die Anfang des 20. Jahrhunderts zur disziplinären Abgrenzung zwischen Rechtswissenschaft und Soziologie geführt worden sind, fokussiert auf den Stimmführer Hermann Kantorowicz. Im ersten Teil wird untersucht, wie der Diskurs um das richtige Recht die Abgrenzung der Jurisprudenz gegenüber der Soziologie hervorbrachte. Der zweite Teil widmet sich der programmatischen Figur einer soziologischen Jurisprudenz, also dem historischen Moment einer wechselseitigen Durchdringung von Rechtswissenschaft und Soziologie – mit dem Resultat, dass die Interpenetration nicht stattgefunden hat. Der dritteTeil schildert die Frühphase der Soziologie – die Konstitution des neuen Fachs gelang per Abwendung von der Rechtswissenschaft. Die anfängliche Nähe zwischen Rechts- und Sozialwissenschaft löste sich auf. Webers Postulat der Wertfreiheit stand der von der Freirechtslehre gewünschten Kooperation im Wege. Die hier aufgeworfenen Fragen sind bis heute offen.

Autor/innen-Biografie

Rüdiger Lautmann

Veröffentlicht

26.05.2023